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Was tun bei antisemitischen Vorfällen oder Aggressionen?
Ob in der Schule, in der Unibibliothek oder in der Straßenbahn: Antisemitische Vorfälle haben um ein Vielfaches seit dem 7. Oktober 2023 zugenommen und viele Betroffene wissen nicht, wie sie mit den Vorfällen umgehen sollen. Diese Seite soll Betroffene dabei unterstützen, mit den Vorfällen umzugehen und ihnen zeigen, wo und wie sie Hilfe bekommen können.
1. Während des Vorfalls/unmittelbar danach
Priorität: Situation möglichst physisch und psychisch unbeschadet verlassen!
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Bei bedrohlichen Situationen: Setzt euch keiner Gefahr aus und begebt euch, wenn möglich, in Sicherheit bzw. verlasst den Ort des Geschehens so schnell wie möglich.
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Sucht situationsabhängig nach Verbündeten. Oft wissen Umstehende oder Freund*innen nicht, wie sie in der Situation unterstützen können.
- Sprecht Freund*innen oder Bekannte an, damit sie euch unterstützen.
- Sucht nach Augenkontakt zu Freund*innen / Zeug*innen / Umstehenden oder bittet diese direkt um Hilfe.
- Filmt, oder bittet Umstehende, zu filmen und euch später die Aufnahmen zugänglich zu machen.
- Fragt sie, ob sie als Zeug*innen für euch aussagen können.
- Verlangt eine deutliche Positionierung der Zeug*innen oder Umstehenden.
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Lasst euch nur auf eine Diskussion ein, wenn ihr das Gefühl habt, dass das Gegenüber oder die Zeug*innen für Argumente offen ist und ihr dazu in der Verfassung seid. Argumente gegen Antisemitismus könnt ihr beispielsweise bei nichts-gegen-juden.de finden.
2. Nach dem Vorfall
Priorität: Unterstützung suchen, Vorfall melden.
- Erstellt ein Gedächtnisprotokoll, sobald ihr in der Lage dazu seid. Das kann zunächst auch um eine Sprachnachricht an euch selbst oder an eine Person eures Vertrauens sein, oder sich um eine kurze Notiz mit den wesentlichen Aspekten handeln. Das genaue Protokoll könnt ihr später schriftlich verfassen, wenn ihr euch nochmal mit dem Vorfall auseinandersetzen könnt.
- Sucht euch Unterstützung. Es gibt eine Vielzahl an Unterstüzungsangeboten und Beratungsstellen. OFEK e.V. bietet beispielsweise Beratungen bei antisemitischen Vorfällen an und kann niedrigschwellig per Telefon, E-Mail oder Chat erreicht werden.
- Werdet euch klar, was ihr erreichen wollt: Welches Ziel wollt ihr euch setzen? Dabei kann es sich sowohl um kurzfristige Ziele handeln, z.B. Klärung des Sachverhalts, Bestrafung der*des Täter*in, oder eine Anzeige bei der Polizei zu stellen. Aber auch langfristige Ziele wie ein Schulkonzept gegen Antisemitismus an der Schule oder Hochschule o.ä. können Ziele sein. Dabei können Gespräche mit einer Vertrauensperson, anderen Betroffenen oder einer beratenden Person helfen.
- Meldet antisemitische Vorfälle bei RIAS! RIAS kann euch auch beim Stellen einer Anzeige oder bei der Vermittlung einer geeigneten Beratungsstelle helfen.
Meldet den Vorfall ggf. auch bei der Stadt, der zuständigen Behörde oder der Organisation, in der dieser passiert ist. Auch dabei können Beratungsstellen oder RIAS helfen. - Meldet den Vorfall ggf. auch bei der Stadt, der zuständigen Behörde oder der Organisation, in der dieser passiert ist. Auch dabei können Beratungsstellen oder RIAS helfen.
- In der Schule könnt ihr beispielsweise eine Lehrkraft eures Vertrauens ansprechen und auf den Vorfall hinweisen. Das kann, muss aber nicht eine Vertrauenslehrerin oder Schulsozialarbeiter*in sein. Schulen haben klare Richtlinien, nach denen sie bei antisemitischen Vorfällen und Aggressionen handeln müssen. Hier findet ihr die Schulmail aus NRW zum Umgang mit antisemitischen Vorfällen an Schulen.
- Universitäten und Hochschulen haben oft Diversity- oder Antidiskriminierungsanlaufstellen, die euch bei Vorfällen zur Seite stehen. Ihr könnt euch auch an die jüdische Hochschulgruppe eurer Stadt, Jüdischen Studierendenverbänden oder der Jüdischen Studierendenunion Deutschland wenden.
3. Langfristig: vernetzt und empowert euch!
Priorität: Vernetzung, Unterstützung
- Es gibt eine Vielzahl von Vernetzungs- und Unterstützungsangeboten. Eine erste Anlaufstelle kann die Jüdische Gemeinde eurer Stadt sein.
- Politisch engagieren könnt ihr euch in den Jüdischen Hochschulgruppen, den Jüdischen Studierendenverbänden und der JSUD.
- Das Projekt „Meet a Jew“ des Zentralrats der Juden in Deutschland ist ein Begegnungsprojekt, bei dem jüdische Teilnehmer*innen in Schulen gehen, um über Judentum und jüdisches Leben in Deutschland zu informieren. Die Teilnehmer*innen werden vorab in Seminaren zu Themen wie Judentum, Israel, Antisemitismus aber auch in Rhetorik und Konfliktmanagement geschult.
- Eine weitere Vernetzungsmöglichkeit bietet das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.
- Schließlich bietet die Jewish Agency for Israel Beratung und weitere Vernetzungsangebote an, solltet ihr erwägen, Alijah zu machen.
Weitere Angebote findet ihr im Abschnitt Unterstützung und Vernetzung.